Der Fischer Luba

Die List des Lubas – wie ein Fischer Lübeck rettete
Es war einmal im Jahre 1066, als die Wenden noch gegen den deutschen Kaiser murrten und die Könige Namen wie Gottschalk und Kruto trugen. In dieser Zeit, in der Riesenburgen aus dem Boden sprießten wie Pilze nach dem Regen, gab es eine besonders lustige Burg namens Buku – oder war es Bughenitz? Oder Bukowitz? Ach, die Leute konnten sich nie einigen, wie sie sie nennen sollten!
In dieser Burg lebte König Kruto, ein Mann, der so viel Spaß daran hatte, Thronfolger zu spielen, dass er ganz vergaß, wie man regiert. Er war so beschäftigt damit, seine Burg mit Mauern und Türmen zu verschönern, dass er nicht bemerkte, wie die Vorräte zur Neige gingen. Aber wer braucht schon Essen, wenn man schöne Mauern gebaut und natürlich auch seine Lieblingsbäume, die Buchen, gepflanzt hat, nicht wahr?
Eines Tages, als Kruto auf einem seiner berühmten Seezüge war – er liebte es, auf dem Wasser zu schaukeln – kam Buthue, der Sohn des ehemaligen Königs Gottschalk, und belagerte die Burg von König Kruto. Die Einwohner, die schon seit Tagen fast nur noch Buchenblätter zu essen bekamen, waren verzweifelt.
Doch dann sprach ein kluger Fischer namens Luba vor dem König, der mehr Grips hatte als alle anderen zusammen. Er hatte eine Idee, die so verrückt war, dass sie einfach funktionieren musste. Er lud seinen Kahn voll mit dem wenigen Brot, Fleisch und allem, was er finden konnte. Darunter türmte er einen Haufen alter Stiefel, die man unter dem restlichen Essen nicht erkennen konnte. Dann fuhr er mit seinem Kahn direkt auf die feindlichen Schiffe zu.
Die Belagerer waren so überrascht, dass sie zunächst vergaßen, böse zu sein. “Was machst du da?” fragten sie. “Nun,” sagte Luba, “da alles in der Stadt so billig ist und kein Mangel herrscht, dachte ich, ich verkaufe meine Waren auf dem Markt in einer anderen Stadt.”
Die Belagerer wunderte das sehr. Nach der langen Belagerung gingen sie davon aus, dass die Bewohner der Burg ausgehungert waren und sich schnell ergeben würden. Sie waren so verwundert und natürlich auch verunsichert, dass sie die Belagerung aufhoben und abzogen. Fortan berichteten sie ihren Feinden und Freunden von dem Fischer und der unheimlich reichen Stadt.
Luba wurde zum Helden und König Kruto gewährte ihm einen Wunsch. Er wünschte sich, dass nur die Fischer lebendige Fische verkaufen dürfen – und so wurde es Gesetz.
Die Fischer der Stadt verkauften weiterhin ihre Fische und außerhalb der Stadt veränderte sich die Geschichte von Luba von Erzählung zu Erzählung, so dass irgendwann nur noch von der Stadt Lübeck die Rede war.
Nun kuschle Dich in Deine warme Decke und mache die Augen zu. Träume süß von großen Festmahlen und lustigen Fischern, die Stiefel verkaufen. Gute Nacht und schlaf gut!
(TG/14.06.24)