Der Wakenitzklabauter
Die Geschichte von Klaus dem Wakenitzklabauter
Es war einmal ein fleißiger Marzipanbäcker namens Klaus, der in der schönen Stadt Lübeck lebte. Sein Marzipan war so köstlich, dass die Menschen von weit und breit kamen, um es zu probieren. Klaus war berühmt für seine Fingerfertigkeit und eines Tages besuchte genau deswegen ein Zauberer die Marzipanstube. Der Zauberer war von düsterer Gestalt, er hatte eine sehr lange Reise hinter sich und blickte grimmig drein. Der Marzipanbäcker und der Zauberer streiteten sich, weil der Zauberer das Marzipan, welches er gerade gegessen hatte, nicht bezahlten wollte. Der Zauberer wurde so wütend, dass er Klaus in einen Klabauter verwandelte und ihn dazu verfluchte, für immer über die Wakenitz zu wachen.
Seitdem sind viele Jahre vergangen, und Klaus, der Klabauter, hat sich an sein neues Leben gewöhnt. Er passt auf die Tiere und Pflanzen der Wakenitz auf und erlebt dabei die wunderbarsten Abenteuer. Seine flinken Finger sind immer noch ein Segen für sein tägliches Leben.
Eines Nachts, als der Mond hell über dem ruhigen Wasser schien, hörte Klaus ein leises Weinen. Es kam von einem kleinen Fisch, der sich in einem Netz verfangen hatte. Mit seinen kleinen, geschickten Händen befreite Klaus den Fisch und versprach ihm, auf ihn aufzupassen.
“Danke, lieber Klabauter,” sagte der kleine Fisch. “Aber wie kannst du mich beschützen, wenn du selbst verwünscht bist?”
Klaus lächelte. “Auch wenn ich verwünscht bin, habe ich viele Freunde hier in der Wakenitz. Zusammen sind wir stark.” Dabei dachte Klaus zu sich selbst, dass er sehr glücklich darüber und dankbar dafür ist, so flinke Hände zu haben.
Und so war es. Die Tiere der Wakenitz hatten Klaus ins Herz geschlossen. Die Enten brachten ihm Brotkrumen, die Frösche sangen ihm Lieder, und die Libellen zeigten ihm die schönsten Plätze am Ufer. Sie wussten genau, was sie an ihm haben.
Aber das größte Abenteuer kam erst noch. Eines Tages entdeckte Klaus einen Schatz am Grund der Wakenitz. Es war eine alte Truhe voller Gold und Edelsteine. “Dieser Schatz gehört den Menschen von Lübeck,” dachte Klaus. “Ich muss ihn ihnen zurückgeben.”
Mit Hilfe seiner tierischen Freunde hob Klaus die Truhe aus dem Wasser und brachte sie in die Stadt. Hand, Pfote und Flosse arbeiteten zusammen. Die Menschen von Lübeck waren so dankbar, dass sie beschlossen, Klaus zu ehren. Sie bauten eine kleine Statue von ihm und stellten sie am Ufer der Wakenitz auf, damit jeder sehen konnte, wer auf sie aufpasste. Irgendwann kam dann wieder der grimmige Zauberer vorbei und verzauberte die Statue in einen großen Wels.
Seit dem gibt es Welse in der Wakenitz und die Lübecker erklärten den Fluss zu einem Naturdenkmal und weiteren Wahrzeichen der Stadt. Jetzt konnten die Lebewesen der Wakenitz für alle Zeit in Frieden leben.
Klaus brachte dem Zauberer das Marzipanhandwerk bei, denn genau wegen diesem Talent beneidete der Zauberer den Klabauter. Der Zauberer war neidisch auf die Fingerfertigkeit. Klaus zeigte ihm, dass jeder mit etwas Übung die unglaublichsten Dinge mit seinen eigenen Händen vollrichten kann, auch ganz ohne zu zaubern. Mann muss nun entschieden sein und Geduld mitbringen. Der Zauberer war darüber so glücklich, dass er nie wieder zaubern und jeden Tag nur mit seinen Händen arbeiten wollte.
Und so lebt Klaus noch heute als Klabauter. Er wacht über die Wakenitz und ihre Bewohner und sorgt dafür, dass jeder, der am Ufer entlanggeht, sich sicher und geborgen fühlt.
(TG/