Der Zaubergarten
Der Lübecker Zaubergarten
In der malerischen Stadt Lübeck, wo die Wakenitz sanft durch das Land fließt, lebte einst Klaus, der Klabauter. Klaus war bekannt für seine Wachsamkeit, seinen Ideenreichtum und natürlich für seine Liebe zu den Tieren und Pflanzen in der Wakenitz und drumherum.
Eines Tages bemerkte Klaus, dass der Marzipanmeister, ein ehemaliger Zauberer, traurig aussah. Der Meister vermisste das Gefühl, etwas Wunderbares zu erschaffen. Klaus hatte eine Idee: “Vielleicht können wir zusammen etwas erschaffen, das sowohl deine Kunst als auch die Magie der Natur vereint.”
Sie schmiedeten einen Plan und beschlossen, ein großes Fest zu veranstalten. In den Tagen vor dem Fest arbeiteten Klaus und der Marzipanmeister unermüdlich in ihrer kleinen Werkstatt am Ufer der Wakenitz. Sie formten und verzierten jede Marzipanfigur mit größter Sorgfalt, und Klaus flüsterte jeder Figur ein paar liebe Worte zu, als würde er sie zum Leben erwecken.
Der Marzipanmeister hatte eine besondere Vorliebe für die Darstellung der Tiere, die in der Wakenitz lebten. Er schuf einen Marzipanotter, der so geschmeidig aussah, als würde er jeden Moment ins Wasser gleiten. Dann gab es die Marzipanente, deren Federn so detailreich waren, dass man fast das Gefühl hatte, sie würde gleich zu quaken beginnen.
Währenddessen kümmerte sich Klaus um die Pflanzen und Blumen, die den Zaubergarten schmücken sollten. Er sprach mit jedem Grashalm und jeder Blüte, bat sie, für das Fest ihre schönste Pracht zu zeigen. Und die Natur schien ihm zu antworten, denn der Garten blühte in den prächtigsten Farben, die man sich vorstellen konnte.
Als der große Tag schließlich kam, waren Klaus und der Marzipanmeister schon früh auf den Beinen. Sie stellten die Marzipanfiguren auf große Tische, die mit weißen Tüchern bedeckt waren, und dekorierten den Garten mit Girlanden und bunten Bändern. Die Sonne schien hell, und ein leichter Wind trug den süßen Duft von Marzipan durch die Luft.
Die Kinder waren die ersten, die eintrafen. Sie rannten durch den Garten, ihre Augen weit aufgerissen vor Staunen über die wunderschönen Kreationen. Sie spielten Verstecken zwischen den Bäumen und lachten, als sie die Marzipanfiguren entdeckten. “Schau, eine Marzipanlibelle!” rief ein kleines Mädchen und zeigte auf eine Figur, die so zart aussah, als würde sie im nächsten Moment davonfliegen.
Die Eltern folgten ihren Kindern mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie bewunderten die Handwerkskunst des Marzipanmeisters und lauschten den Geschichten, die Klaus zu erzählen hatte. Er sprach von der Wakenitz und ihren Bewohnern, von den kleinen Wundern der Natur, die man oft übersieht, und von der Freude, die man empfindet, wenn man etwas mit seinen eigenen Händen erschafft.
Als die Dämmerung hereinbrach und die ersten Sterne am Himmel erschienen, sammelten sich alle um die Marzipanfiguren. Die Glühwürmchen begannen zu leuchten, und es war, als würde der Garten selbst zum Leben erwachen. Die Kinder jubelten und tanzten im Schein der Lichter, und die Erwachsenen standen still, ergriffen von der Schönheit des Moments.
In dieser Nacht verstand jeder in Lübeck, was der Marzipanmeister gemeint hatte, als er von der Magie sprach. Es war nicht die Zauberei, die man in Büchern liest oder in alten Legenden hört. Es war die Magie des Augenblicks, die Magie des Zusammenkommens und des Teilens von Freude.
Der Bürgermeister von Lübeck, der von all dem so gerührt war, beschloss, einen wundervollen Garten zu erschaffen. Einen Ort der Begegnung, der Lehre und der Liebe für alle Lebewesen rund um die Wakenitz. Klaus und der Marzipanmeister, nun als der Zaubergärtner bekannt, nahmen den Garten unter ihre Fittiche. Sie lehrten die Besucher des Gartens die Schönheit der Natur und natürlich die Herstellung von Marzipan.
Die Jahre vergingen, und die Legende vom Zaubergarten und seinen wundersamen Festen verbreitete sich weit über die Grenzen von Lübeck hinaus. Menschen aus aller Welt kamen, um das Wunder mit eigenen Augen zu sehen und Teil der Magie zu sein.
Viel, viel später wurde ganz in der Nähe von dem Ort, wo ungefähr der Zaubergarten gelegen haben muss, der Lübecker Schulgarten eröffnet. Wer weiß, vielleicht war das ja auch das Werk von Klaus und seinen Freunden. Durch unsere Träume kann schließlich alles wahr werden. Und Klaus träumte sehr, sehr viel.
Hilf ihm doch einfach dabei und treffe den Klabauter und seine Freunde in Deinen eigenen Träumen. Schließe Deine Augen und stelle Dir das Glitzern auf dem Wasser der Wakenitz, ganz nah dem Schulgarten, vor, denke an Klaus den Klabauter, den Marzipanmeister, die Glühwürmchen und den Bürgermeister. Träume süß von dem bunten Zaubergarten und den Marzipanfiguren.
Das war der 2. Teil aus der Reihe: „Klaus der Wakenitz-Klabauter“.
(TG/01.07.24)